Es scheint inzwischen unbestritten, dass eine frühe Geburt die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken vermindert. Allerdings fiel eine nicht unbedeutende Anzahl von Krebsdiagnosen bei Frauen kurz nach Geburt des ersten Kindes bzw. sogar noch während der Schwangerschaft auf. 2–3% aller Brustkrebserkrankungen werden während einer Schwangerschaft diagnostiziert und als Schwangerschafts-Assozierter Brustkrebs (PABC) bezeichnet. Das relative Risiko wurde mit 1.5 bis 1.8 beziffert, war also fast doppelt so hoch wie das der Nicht-Mütter, und ist mit einer Inzidenz von 1:3000 beziffert. Auch die rasante Entwicklung der Tumore so kurz nach einer Entbindung mit schlechter Prognose ist ungewöhnlich. Noch immer wird angenommen, dass es sich hierbei um ein Problem der Früherkennung handelt, da ein heranwachsender Tumor in der Brust während einer Schwangerschaft schwer zu erkennen ist. Einige hormonelle Gegebenheiten geben jedoch Anlass zur alternativen Erklärung des Phänomens.

Ohne das Heranreifen eines Fötus erst einmal zu bemerken, ändert sich der weibliche Hormonstatus unmittelbar nach dem Einnisten des Eis drastisch. Die Hormone Östrogen und Progesteron bleiben auf Höchstwerten und unterliegen nicht mehr den periodischen Schwankungen. Unter der Wirkung beider Hormone beginnt ein anhaltender Umbau der Brustdrüse, indem die Anzahl und Größe der Milchdrüsen zunehmen. Auch die Hypophyse als oberstes Steuerorgan verändert den von ihr produzierten Cocktail an Hormonen. Ein bislang wenig beachtetes Hormon wird von Anbeginn der Schwangerschaft in Unmengen produziert. Dieses Hormon hat mehrere Namen, wird jedoch häufig Kisspeptin genannt. Eine zentrale Aufgabe des Hormons ist das Einwachsen des befruchteten Eis in die Plazenta zu ermöglichen. Im Gewebe der Brustdrüse ist das Hormon mit für den Umbau von Drüsenzellen zu Drüsenläppchen verantwortlich.

Beide Baustellen ähneln sich. Während Zellen der äußeren Eihülle in die Plazenta hinein wandern, entstehen unter dem Einfluss von Kisspeptin neue Blutgefäße zur Versorgung des werdenden Fötus. Ähnliches geschieht in der Brustdrüse. Hier sind es die Drüsenzellen selbst, die Wanderungsfähigkeit erhalten und die Strukturänderung der Brust ermöglichen. Die erhöhte Mobilität von Zellen ist der Ausbildung eines invasiven Tumors sehr ähnlich. Ein Krebszelle beginnt jedoch sich metastasierend auszubreiten. Zellteilung und Zeltwanderung zu fördern und zugleich ein Abwandern der mobil gewordenen Zellen zu verhindern, ist die Grundeigenschaft von Kisspeptin.

Die Effizienz von Kisspeptin unterliegt einem weiteren Hormon, welches besonders nach der Geburt an Einfluss gewinnt. Es ist das milchbildende Hormon Prolaktin. Nicht nur während der Schwangerschaft, sondern besonders bei jedem Stillvorgang wird dessen Produktion mit dem Ziel Milch zu erzeugen in der Hypophyse gesteigert. Zugleich wird die Wirksamkeit von Kisspeptin vermindert. Mehr dazu finden Sie unter pflege-und-medizin.de.

An dieser Stelle ist sich die Wissenschaft nicht ganz einig und kann nur eine Annahme anbieten. Es ist denkbar, dass die wachstumsfördernde Wirkung von Prolaktin und die die hemmende Wirkung von Kisspeptin nicht ausgeglichen sind und darüber Krebswachstum gefördert wird. In einigen Fällen ließ sich tatsächlich nachweisen, dass metastasierende Brustkrebszellen deutlich verminderte Konzentrationen an Kisspeptin aufwiesen. Erstaunlicherweise gibt es keine derartigen Untersuchungen an Frauen mit Schwangerschaft-Assoziiertem Brustkrebs.

Die schlechte Prognose von Brustkrebs während einer Schwangerschaft ist Faktum, aber eine Schwangerschaft ist wahrscheinlich nicht der Auslöser. Der werdenden Mutter bleibt nur übrig wachsam zu sein und alle Möglichkeiten der Früherkennung zu nutzen.

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